Die Jüdischen Kulturtage Aschersleben 2024
Erinnerungen an die Jüdische Geschichte
Gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchspiel Aschersleben und dem Arbeitskreis „Geschichte jüdischer Mitbürger in Aschersleben“ lädt die Aschersleber Kulturanstalt auch in diesem Jahr wieder zu den Jüdischen Kulturtagen ein. Vom 03. Oktober bis zum 09. November soll mit einem abwechslungsreichen Programm dem Vergessen entgegengewirkt und ein Stück jüdische Kultur erlebbar gemacht werden.
Mit einer besonderen Ausstellung im Container, einer Erinnerungswerkstatt, Konzerten, Gesprächen, Workshops und Führungen möchten die Organisatoren die Erinnerung an die einst aktive jüdische Gemeinde und ihre Traditionen wachhalten.
Eröffnet werden die diesjährigen Jüdischen Kulturtage am Donnerstag, dem 03. Oktober, mit der Ausstellung #StolenMemory – einer Wanderausstellung im Überseecontainer. Dieser steht auf dem Marktplatzvor dem Städtischen Museum und zeigt eine Ausstellung der Arolsen Archive mit sogenannten Effekten - persönlichen Dingen wie Eheringe, Kinderfotos und Familienerbstücke, die den Häftlingen bei der Einlieferung in die Konzentrationslager von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Die Arolsen Archive bewahren derzeit noch immer rund 2500 Umschläge mit persönlichen Besitztümern, die an die Familien der NS-Verfolgten zurückgegeben werden sollen. Diese Gegenstände sind für die Angehörigen von unschätzbarem Wert. Sie machen die Erinnerung und das Andenken greifbar und sind oft die letzte Spur zu den Opfern. Die #StolenMemory-Ausstellung informiert über die Schicksale der Verfolgten und lädt die Besucherinnen und Besucher dazu ein, die Aktion mit eigenen Recherchen tatkräftig zu unterstützen.
Dafür ist im Sonderausstellungsraum des Museums Aschersleben zeitgleich eine Erinnerungswerkstatt eingerichtet. An verschiedenen Stationen kann man sich hier nicht nur tiefer mit den Geschichten der Menschen aus der Ausstellung beschäftigen, sondern auch selbst tätig werden und aktiv am Projekt #everynamecounts mitarbeiten. Eine eigens eingerichtete Audiogalerie lädt zudem dazu ein die Geschichten von neunzehn jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Aschersleben erstmals auditiv zu erleben. Die kurzen Beiträge können mit dem eigenen Smartphone
gescannt werden und nehmen die Zuhörer mit auf eine eindrückliche Reise in die Vergangenheit.
Die offizielle Eröffnung der Ausstellung#StolenMemory findet am 03. Oktober, um 11 Uhr, statt. Bis zum Dienstag, dem 22. Oktober, kann diese dann ebenso wie die Erinnerungswerkstatt täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr besichtigt werden.
Zum Konzert mit Songs (un)bekannter jüdischer Künstler laden am Sonntag, dem 13. Oktober, um 17 Uhr Tobias Mengs, Johanna Bremer und Philipp Popp in das Bestehornhaus Aschersleben ein. Kaum jemand weiß, dass Amy Whinehouse, Eric Clapton, Barbra Streisand, Bob Dylan und Leonard Cohen u. v. w. jüdische Wurzeln haben. Die drei Aschersleber Musiker beschäftigen sich an diesem Abend mit der Musik von Künstlern jüdischer Herkunft, deren Geschichten auch nebenbei erzählt werden sollen.
Am Dienstag, dem 15. Oktober, berichten Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Stephaneum von den Eindrücken und Erlebnissen ihrer Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz. Ab 19 Uhr erzählen sie in der Aula des Schulgebäudes in einem offenen Austausch über das Gespräch mit einem Zeitzeugen, den Besuch des jüdischen Viertels Kazimierz und die Besichtigung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau.
In der Aschersleber Innenstadt wurden im Laufe der vergangenen fünfzehn Jahre in Summe 74 Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert und vertrieben wurden. Am Sonntag, dem 20. Oktober, um 14 Uhr, geht es im Rahmen einer "öffentlichen Stolpersteinführung" auf Spurensuche jüdischer Mitbürger, die das Leben der Stadt prägten und deren Kultur durch die Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Start der Führung ist an der ehemaligen Synagoge am Stumpfen Turm.
Noch am selben Abend läuft im Filmpalast Aschersleben, um 17:30 Uhr, die mehrfach ausgezeichnete Komödie „Tango Shalom“, in dem ein chassidischer Rabbi seine Leidenschaft fürs Tanzen entdeckt und an einem Tango-Wettbewerb teilnehmen möchte. Die Sache hat nur einen Haken: Sein Glauben verbietet es unter allen Umständen seine Tanzpartnerin zu berühren. Auf der Suche nach einer Lösung sucht er Rat bei Vertretern verschiedener Religionen.
Am Sonntag, dem 03. November, geht es dann auf eine Tagestour nach Bernburg. Dort werden der Jüdische Friedhof und die Gedenkstätte für Opfer der NS-"Euthanasie" besucht. An beiden Orten erwartet die Teilnehmer jeweils ein geführter Rundgang. In der Zeit dazwischen steht eine Kleine Schleusenfahrt mit der MS Saalefee auf dem Programmplan.
Zum Ende der Jüdischen Kulturtage findet am Freitag, dem 08. November, im Bestehornhaus Aschersleben ein musikalisch-szenischer
Abend mit der Berliner Sängerin und Schauspielerin Gina Pietsch statt. Begleitet von dem Pianisten Bardo Henning erzählt und singt sie ab 19 Uhr vom vielgestaltigen Leben der Jüdin Hedy Kiesler Lamarr - einer Film-Diva, die „Casablanca“ ablehnte und einer Erfinderin, deren Entdeckung uns bis heute begleitet.
Den finalen Abschluss bildet am Samstag, dem 09. November, um 17Uhr, eine Taschenlampenführung mit Pfarrerin Anne Bremer. Unter dem Motto „Orte der Erinnerung“ führt sie an Plätze in der Stadt, die zum einen an das jüdische Leben, aber auch an 35 Jahre Mauerfall erinnern - eine Station der Weltgeschichte, die auch in Aschersleben ihre Spuren
hinterließ.
Bis auf die Bustour nach Bernburg können alle Veranstaltungen der Jüdischen Kulturtage kostenfrei besucht werden. Um eine vorherige Anmeldung bei der Tourist-Information Aschersleben, Hecknerstraße 6 (Tel.: 03473 8409440; info@aschersleben-tourismus.de) wird jedoch gebeten.
Wer an weiteren Informationen zur jüdischen Geschichte Ascherslebens interessiert ist, wird auf der Webseite der Aschersleber Kulturanstalt (www.aschersleben-tourismus.de) unter dem Punkt „Kunst & Kultur – Jüdisches Erbe“ fündig: Jüdisches Erbe / Stadt Aschersleben - Tourismus & Freizeit
Die Jüdischen Kulturtage Aschersleben 2024 werden gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und das Bundesprogramm „Demokratie leben“.
Veranstaltungsort(e)
Markt 21
Veranstalter
Hecknerstr. 6